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Darstellung verschiedener europäischen Völker des 18.Jahrhunderts

Verwirrte Feinde

Steierische Völktertafel aus dem 18.Jahrhundert

Klingende Völkerverständigung!

Der Duft von Kardamom und Zimt, der rhythmische Klang afrikanischer Trommeln, das sanfte Streichen von Seide auf der Haut – die Menschen im barocken Europa waren fasziniert von fremden Kulturen! Diese Begeisterung spiegelte sich auch in zeitgenössischen Kompositionen wider, die eine Brücke zu den exotischen Welten schlugen. Fünf Musiker*innen entführen das Publikum mit Musik von Telemann, Corelli, Lully u.a. in die Gedanken- und Gefühlswelt dieser faszinierenden Ära.

 

Der Blick auf andere Kulturen war keineswegs neutral oder politisch korrekt. Das ist wenig überraschend, da persönliche Begegnungen im echten Leben in aller Regel nicht möglich waren. So stützte man sich stattdessen auf Reiseberichte, Briefsammlungen und sogar auf Spottverse als Quellen. Ein bemerkenswertes Beispiel für die Darstellung „klingender Stereotype“ bietet Telemanns „Völkersuite“. In dieser Suite tritt jedes europäische Volk in einem eigenen Satz auf, wobei die (vermeintlichen) charakteristischen Eigenschaften musikalisch prägnant dargestellt werden.

 

Zwei Völker manifestierten in der Musik klar definierte Geschmäcker. Während die Franzosen vorrangig Tänze und Charakterstücke komponierten, gaben die Italiener ihre Vorliebe virtuoser Instrumentalmusik und auf Affektdarstellung fokussierter Arien zu erkennen. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts entfachte ein leidenschaftlicher Streit darüber, welcher der Nationalstile überlegen sei. Im Bereich des heutigen Deutschlands gab es Versuche das Beste aus beiden Stilen in einem vermischten Geschmack zu vereinen. Der Komponist Georg Muffat unterstellte sogar, dass dies „die Harmonie und den Frieden zwischen den Nationen“ befördern würde. Johann Josef Fux unternimmt einen solchen Versuch 1701 in seiner „Nürnberger Partita“. Er lässte die Instrumente gleichzeitig (sic!) eine italienische Arie und eine französische Ouvertüre musizieren. Nicht verwunderlich, dass der letzte Satz den Titel „Verwirrte Feinde“ trägt.

Besetzung: 2 Oboen, Taille, Fagott, Cembalo

Dauer: ca. 70 Minunten (auf Wunsch kürzer)

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